Gösta Serlachius

Gösta Serlachius

Gösta Serlachius entwickelte das von seinem Onkel G. A. Serlachius gegründete Papierunternehmen zu einem der wichtigsten Forstindustrieunternehmen Finnlands. Der als Geschäftsmann kompromisslose Gösta besaß auch eine sensible Seite, die sich insbesondere in seiner Beziehung zur Kunst offenbarte.

Gösta Michael Serlachius kam 26. April 1876 in Pietarsaari als Kind des Brauereibesitzers Gabriel Serlachius, eines Bruders von G. A. Serlachius, und Aina Matilda Schauman, zur Welt. Im jahr 1895 machte Gösta sein Abitur, anschließend studierte er an der Universität Helsinki Jura. Seinem Studium brachte er indes nur wenig Interesse entgegen, und der Tod seines Vaters 1896 trug dazu bei, dass er ins Arbeitsleben wechselte.

1898 kam Gösta Serlachius als Praktikant in die Papierfabrik seines Onkels G. A. Serlachius nach Mänttä. 1899 heiratete Gösta Sissi (Sigrid), die Tochter von G. A. Serlachius. Die Familie hatte fünf Kinder. Gösta und Sissi Serlachius trennten sich 1918. Im Jahr 1919 ehelichte Gösta Serlachius seine zweite Frau, Ruth Ingrid Björkenheim. Diese Ehe blieb kinderlos.

Wirtschaftlicher Erneuerer
1902 trat Gösta Serlachius in den Vorstand des Familienunternehmens ein. Im selben Jahr wurde das Unternehmen zur Aktiengesellschaft G.A. Serlachius Oy umgewandelt. Gösta Serlachius reiste nach Wien, um an der technischen Hochschule Papiertechnologie zu studieren, und 1903–1904 unternahm er seine erste Studienreise in die USA. Von 1904 bis 1908 war er Betriebsleiter der Papierfabrik Kangas, von 1908–1913 Geschäftsführer der Kymmene Aktiebolaget und von 1913–1942 Geschäftsführer der G.A. Serlachius Oy.

Gösta Serlachius war ein begabter Erneuerer, der es verstand, den richtigen Moment zum Handeln zu wählen. Er sah die großen technischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge und begriff auch die Bedeutung, die die Verbesserung der sozialen Bedingungen hatte. Er schuf die Grundlage für das Wachstum des Familienunternehmens zu einem landesweit agierenden Großunternehmen.

Auf seine Initiative hin wurden der Verband der finnischen Papierfabriken und der finnische Zelluloseverband gegründet. Neu organisiert wurde zudem der Finnische Holzschliffverband, der in Zentralverband der Holzveredelungsvereinigungen umbenannt wurde. Im Jahr 1918 wurde Gösta Serlachius der angesehenen finnischen Ehrentitel „Bergrat“ verliehen.

Stütze des „weißen“ Finnlands
Gösta Serlachius war auch ein politisch engagierter Mann. Bei Ausbruch des Bürgerkriegs Anfang 1918 wurde er als Generalquartiersmeister der (bürgerlichen) Weißen Armee einberufen. In den dreißiger Jahren war er in mehreren Komitees zur Errichtung von Kriegsdenkmälern aktiv, darunter eines zur Erinnerung an die Kämpfe in und um Vilppula 1918, sowie eines Freiheitsdenkmals in Vaasa. Er gehörte auch dem Komitee an, das die Errichtung des Reiterdenkmals für Feldmarschall Mannerheim im Zentrum von Helsinki betrieb.

Im Dezember 1939 sandte ihn das Verteidigungsministerium nach Großbritannien, wo er seine dortigen Kontakte benutzen sollten, für Finnland, das kurz zuvor von der Sowjetunion überfallen worden war, wirtschaftliche Hilfe locker zu machen. Außerdem war er stellvertretender Vorsitzender des Finnischen Roten Kreuzes bis dem Jahr 1941, als Feldmarschall Mannerheim verhindert war, übernahm er den Vorsitz. Im Winterkrieg von 1939–1940 wurde er zum Oberst befördert.

Kunstsammler und Mäzen

Neben seinem Einsatz für die industrielle Entwicklung und seinem gesellschaftlichen Engagement spielte die Kunst eine wichtige Rolle in Gösta Serlachius Leben. Mit seinem ersten Gehalt von Mänttä Fabrik kaufte er sein erstes Kunstwerk, ein von einem unbekannten Maler gemaltes Portrait einer jungen Frau aus dem 18. Jahrhundert. In den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts erweiterte er seine Sammlung durch den Erwerb einzelner Werke, insbesondere Gemälde von Akseli Gallen-Kallela.

Nachdem sich Mänttä von der Gemeinde Vilppula trennte und 1922 selbständig wurde, verstärkte Gösta Serlachius seine Anstrengungen zur Weiterentwicklung des Orts. Dies erfolgte nach Plänen führender Architekten und Stadtplaner des Landes. Im Jahr 1928 gab Gösta Serlachius den Bau der Kirche von Mänttä in Auftrag, die sich durch einzigartige künstlerische Ausgestaltung auszeichnete. Dazu gehörten ein umfangreicher Komplex von Werken des Bildhauers Hannes Autere, ein Altarbild und zwei Glasmalereien von Alvar Cawén sowie ein von Eric O. W. Ehrström entworfenes Rosenfenster.

Gösta Serlachius wurde Kunstmäzen, und in der Welt der Kunst gewann er immer mehr Bedeutung. Schon 1917 ernannte ihn die Finnische Künstlergesellschaft zum Ehrenmitglied. Er war zudem eine treibende Kraft bei der Gründung des Kunstschmiedeunternehmens A. B. Taito Oy im Jahr 1918, mit der die Entwicklung des Kunstgewerbes in Finnland gefördert wurde.

Sein größter Traum war der Bau eines eigenen Kunstmuseums in Mänttä. Dem Vorhaben bereitete jedoch Göstas Tod im Jahr 1942 ein Ende.